Reisebericht Ostalpen

17. - 30.09.2011

Die Städte des Oktoberfests und der Mozartkugeln, magische Eispaläste, fast vergessene Militärstraßen, beschauliche Apfelplantagen und kleine Fürstentümer.

Unser erstes Ziel auf der Reise war München. Blöderweise waren wir wohl die Einzigen, die nach München gefahren sind, ohne zu wissen, dass Oktoberfest ist. So war es unmöglich, einen vernünftigen Stellplatz zu finden. Also sind wir kurzerhand weiter zum Starnberger See gefahren und habe auf einem Parkplatz am See übernachtet. Abends kam dann ein kräftiges Gewitter und der Dauerregen, der uns die nächsten drei Tage begleiten sollte, fing an.

 

Nach einer Dusche am Autobahnrasthof haben wir, wegen des ungemütlichen Dauerregens, den Tag in der BMW Welt und im BMW Museum verbracht. Vor allem Lukas war davon sehr begeistert ;-). Da wir nach einem leckeren Abendessen mit meinem Halbbruder Karl nicht mehr so weit fahren wollten, haben wir die Nacht auf dem sündhaft teuren und wenig schönen Oktoberfest-Camping am Messegelände verbracht.

 

Immer noch im Regen ging es nach Salzburg, wo am nächsten Tag endlich die Sonne raus kam. Auch wenn der Regen nervig war, war es doch fürs Leben im Toyo eine gute Übung ;-).

 

Südlich von Salzburg, in Werfen, sind die Eisriesenwelten, die größte Eishöhle der Welt. Insgesamt ist das Höhlenlabyrinth 40 km lang. Aber nur der erste Kilometer ist mit Eis bedeckt und für Besucher zugänglich. Es herrschen ganzjährig unter 0°C und wenn im Frühjahr Schmelzwasser durch die Felsritzen einsickert und in den unterkühlten Bereich der Höhle kommt, gefriert es und bildet die großartigen Eisgebilde im Bergesinneren. Absolut faszinierend und atemberaubend!

 

Aber auch draußen ist es vor allem nach Sonnenuntergang nicht mehr wirklich warm. Nur zwei Tage bevor wir über den Tauernpass und den Katschberg Richtung Süden gefahren sind, hat es bereits geschneit.

 

Übernachtet haben wir auf einen Bauernhof zwischen Apfelbäumen und Kühen mit einer traumhaften Aussicht beim Frühstück. Nur den Sohn des Bauern hätte ich am liebsten übers Knie gelegt, nachdem ich seine kleine Katze aus dem Trockner gerettet hatte…

 

Da wir ja mit einem Geländewagen unterwegs waren, wollten wir natürlich nicht nur auf Asphaltstraßen fahren. Also sind wir über den Straniger Sattel, auf einer schönen Schotterstraße durch den Wald, über die Grenze nach Italien gefahren. Und auch in Friaul, der nord-östlichsten Region Italiens, gibt es tolle Strecken. Auf einer Straße, gerade mal so breit wie unser Toyo, mit grobem Schotter, ohne Randbefestigung geht es steil bergab, erklimmen wir Serpentine um Serpentine den Monte Paularo. Bis wir auf 1.929 m Höhe einen Platz erreichen, wo im ersten Weltkrieg die dritte Verteidigungsfront war. Mit überwältigendem Panorama testen wir unseren neuen Grill und genießen die unglaubliche Stille. Nachdem der kleine See neben unserem Stellplatz erst noch durch leichten Wind gekräuselt wurde, sieht es kurze Zeit später so aus, als hätte jemand den Stöpsel gezogen, so spiegelglatt ist die Wasseroberfläche. Langsam geht die Sonne unter und Nebel steigt auf über dem See. Doch was ist das? In die mystische Stille hinein plötzlich ein Motorgeräusch. Da wird doch wohl nicht so spät noch jemand hier hochfahren! Es ist doch schon fast dunkel! Wir laufen zum Ende des Platzes, von wo aus wir einen Teil der Straße überblicken können und trauen unseren Augen kaum…. Ein weißer Toyota Landcruiser klettert die Serpentinen hinauf. Wir waren wohl alle ziemlich baff, als sich unsere Autos wie Zwillinge gegenüberstanden. Der Fahrer des anderen Toyos war Thomas aus Österreich und er organisiert Offroadtouren, unter anderem in die Ostalpen. Vor der nächsten Tour wollte er noch mal einige Strecken abfahren und so haben wir zu dritt eine eiskalte Nacht (unser Thermometer zeigte außen gerade mal +4°C und im Fahrzeug +6°C an) unter einem unglaublichen Sternenhimmel verbracht.

 

Am nächsten Morgen, Lukas Geburtstag, war von der tollen Aussicht allerdings nicht mehr viel zu sehen. In dichten Nebel gehüllt haben wir gefrühstückt und uns, nachdem die Sicht besser war, wieder an den Abstieg gemacht, um gleich die nächste Schotterpiste, die Panoramica delle Vette, zu erklimmen. Der Panoramablick zwischen den Wolken war wirklich ein Traum. Nach einem leckeren Mittagessen in einem süßen kleinen italienischen Ort ging es weiter Richtung Westen über die Forcella Lavardet. Nach der Hälfte der Strecke entscheiden wir uns, wild im Wald zu campen und morgen weiter zu fahren.

 

Tolles Panorama, süße Kühe auf der Straße, spaßige Flussdurchfahrt, dunkle Tunnel, 23 nervige Haarnadelkurven (so eng, dass wir an wirklich jeder vor und zurück setzen mussten), und eine laute Nacht direkt am reisenden Gebirgsbach und schon wieder war ein schöner Tag zu Ende.

 

Am nächsten Tag gab es eigentlich nur ein Ziel: einen schönen Campingplatz finden. Aber genau das war auf dem Weg durch die Dolomiten gar nicht so einfach. Alle Campingplätze waren ausgebucht und wildcampen war überall verboten. Am fünften Campingplatz und mittlerweile in Südtirol angekommen hatten, wir es endlich geschafft. Eigentlich war auch hier alles ausgebucht, aber wir durften oberhalb des eigentlichen Platzes direkt an der Apfelplantage übernachten. Eindeutig der schönste Platz hier; und so sind wir in dem kleinen Örtchen Saltaus, nördlich von Meran, hängen geblieben. Nach drei Tagen faul in der Sonne liegen, lesen, grillen, wieder in der Sonne liegen, ein bisschen wandern, die beste Pizza der Welt verdrücken, und noch mal faulenzen war es schon wieder Zeit, sich auf den Heimweg zu machen.

 

Über einen der höchsten Pässe Europas, das Stilfser Joch mit 2.757 m, wollen wir über die Schweiz wieder Richtung Deutschland fahren. Langsam aber stetig klettert unser Toyo immer höher. Er qualmt ganz schön und ist nicht der Schnellste (auf der Höhe fällt die Motorleistung schon um 30% ab), aber er schlägt sich tapfer. Schon mal ein ganz kleiner Vorgeschmack auf die Anden ;-). Die Landschaft ist traumhaft schön! Aber leider ist in der Schweiz das Wildcampen verboten und so fahren wir bis nach Lichtenstein auf einen, im Vergleich zur Schweiz, bezahlbaren Campingplatz.

 

Nach einem Zwischenstopp in Lindau am Bodensee, einer lauten Nacht am Autobahnrasthof und einem Tankstopp in Luxemburg (bei insgesamt 210 l Tankvolumen lohnt sich der Umweg) sind wir auch schon wieder zu Hause.

 

Der Urlaub war sehr schön, aber leider viel zu kurz. Vor allem aber war er ein super Vorgeschmack auf unsere große Reise nächstes Jahr und wir sind uns noch sicherer, dass wir 20 Monate auf nur 2 qm leben wollen…

Da zu jedem Urlaub auch die passenden Fotos gehören, gibt es diese hier.