Reiseberichte Mittelamerika



Belize

31.01. – 05.02.2013

Yoh man, großes Gebrüll, bekiffte Rastafaries, eine tote Batterie, Menonitinnen mit hübschen Häubchen und Regen ohne Ende.

Bis zur belizianischen Grenze ist es nicht weit. Ich weiss nicht warum, aber wie immer bin ich ein wenig nervös vor der Grenze. Zum Glück haben wir dank Petra und Klaus, die vor einem Jahr hier durchgekommen sind, eine super Beschreibung der Prozedur. Und so kommen wir uns fast vor wie bei einer Schnitzeljagd.

 

Vor der Grenze parken und am kleinen Schalter den Ausreisestempel für Mexiko abholen. Ein paar Meter weiter zum nächsten Parkplatz, die Unterlagen für die temporäre Fahrzeugeinfuhr in Mexiko abgeben und Aufkleber aus der Windschutzscheibe kratzen lassen. Dann rüber über die Brücke und im Niemandsland an einer kleinen Holzbude die obligatorische Haftpflichtversicherung für unseren Toyo abschließen. Noch ein paar Meter weiter zu einer etwas größeren Holzhütte, wo ein vermummter Mann mit Gasmaske die Räder vom Toyo desinfiziert (falls man das bei dem kleinen Rinnsal, das aus der Düse kommt so nennen kann). Und wieder einen Parkplatz weiter geht es schließlich zur Einreise nach Belize.

 

Sofort merken wir, dass wir ein anderes Land betreten. Der Beamte hinterm Schalter zur Immigration ist ein Rasterman wie er im Buche steht. Wärend er unsere Pässe prüft telefoniert er ausgiebig mit seinem Yoooh-maaaaan-Freund und Hektik scheint er nicht zu kennen. Am Schreibtisch hinter ihm ist der Zoll, wo sein Kollege erst mal ein ausgiebiges Schwätzchen mit uns hält, bevor er ganz in Ruhe das Formular für die temporäre Fahrzeugeinfuhr raus holt. Als wenn die Ruhe ansteckend wäre schleichen schließlich wir mit allen Papieren ganz entspannt zurück zu unserem Toyo.

 

Hinterm Maschendrahtzaun vom Parkplatz lungern einige Gestalten rum. Wir nähern uns dem Zaun und werden direkt von „Tiger“ angesprochen. Stehts zu unseren Diensten. Wir kommen uns ein bisschen so vor, als würden wir etwas Verbotenes tun, als durch den Zaun (zu einem erstaunlich guten Kurs) einige mexikanische Pesos und belizianische Dollar die Besitzer wechseln.

 

Endlich können wir vorfahren zum Schlagbaum. Unendlich langsam erhebt sich der Beamte und fragt uns nach Obst, Gemüse und Alkohol. Frische Sachen hatten wir nicht dabei, aber hätte er gewußt, das unsere Bierflaschen 1,2 Liter groß sind, hätte er uns vielleicht nicht einfach durchfahren lassen.

 

Dass es Belize, ein Land kleiner als Nordrhein-Westfalen, überhaupt gibt, haben wir auch erst bei der Planung unserer Reise entdeckt. Erst 1981 für unabhängig erklärt, ist es genauso jung wie ich. Es ist das einzige Land Mittelamerikas in dem Englisch gesprochen wird und ein Großteil der Bevölkerung stammt von afrikanischen Sklaven ab, die sich mit Ureinwohnern oder britischen Piraten vermischt haben. Als krasser Kontrast dazu steht an einem der Topes ein hellhäutiger Mann in blauem Hemd, Stoffhose mit Hosenträgern und Strohhut und verkauft Gemüse. Mennoniten bilden zwar nur einen kleinen Anteil der Bevölkerung, aber dafür stammen fast alle landwirtschaftlichen Produkte aus ihrer Produktion.

 

Die Straße ist gut und so sind wir bereits mittags am Bermudian Landing Community Baboon Sanctuary. 1985 haben sich hier die einheimischen Landwirte zusammengeschlossen, um die gefährdeten schwarzen Brüllaffen zu schützen. Wir können auf dem kleinen Parkplatz vor dem Besucherzentrum übernachten. Aber vorher machen wir noch mit Robert, einem tiefschwarzen Creolen, eine kleine Tour zu den Brüllaffen. Zuerst hören wir nur das Geraschel hoch in den Bäumen. Bis Robert plötzlich ein lautstarkes Gebrüll anstimmt und das Alphamännchen promt noch lauter antwortet. Neugierig kommen die Affen zu uns runter geklettert. Es ist echt Wahnsinn. So nah haben wir die Affen vorher noch nie gesehen.

 

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg weiter Richtung Süden. Als wir auf den Coastal Highway abbiegen (laut unserer Karte eine Hauptstraße), wird aus der glatten Asphaltdecke eine holprige und matschige Lehmpiste. Landschaftlich schön, aber unglaublich zeitraubend. Wie gestern werden wir den ganzen Tag über von kräftigen Regenschauern eingeholt. Als wir in Placencia, an der Küste ankommen, wollen wir uns eigentlich in einem Gästezimmer einquatieren. Aber leider müssen wir schnell feststellen, dass der gesamte Ort ausgebucht ist.

 

Naja, und als wir dann weiterfahren wollen springt unser Toyo nicht mehr an. Aber wie es der Zufall so will, stehen wir direkt gegenüber von Mechaniker Mike. Er versucht unsere Starterbatterie zu laden, aber nichts zu machen. Sie ist tot. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als eine Bordbatterie umzuklemmen, um den Motor starten zu können (zum Glück haben wir ja insgesamt drei Batterien verbaut). Da es schon spät ist, dürfen wir bei ihm vorm Haus zwischen kaputten Autos die Nacht verbringen.

 

Wenn man in Placencia ist, fühlt man sich ein bisschen wie auf Jamaika. Überall laufen Rastafaries rum, die Luft riecht nach Gras und der Strand ist weiss. Die kleinen Holzhäuser sind kunterbunt und die Gassen mit tropischen Blumen gesäumt. Abends gönnen wir uns ein creolisches Essen mit Reis und Bohnen (nicht zu verwechseln mit Bohnen und Reis). Wäre das Wetter besser gewesen, wären wir hier bestimmt länger hängengeblieben. Aber so fahren wir am nächsten Tag bei strömendem Regen bis nach San Ignacio kurz vor der Grenze nach Guatemala. Es regnet zwischen zeitlich so stark, dass wir die Straße kaum noch erkennen können. Ganz zu schweigen von den speed bumps und Schlaglöchern. So fällt auch die geplante Wanderung im Blue Hole Nationalpark buchstäblich ins Wasser.

 

Auf dem Inglewood Campingplatz angekommen sind wir heil froh über unsere Gummistiefel und den Allrad, denn die Wiese gleicht einem Supfgebiet. Als wir am nächsten Morgen aufwachen, regnet es immer noch. Und unsere Stimmung ist genauso mies wie das Wetter. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass gerade Trockenzeit ist? TROCKENZEIT! Und es regnet und regnet und regnet.

 

Auch wenn wir wissen, dass Belize das teuerste Land in Mittelamerika ist (schließlich haben wir deswegen noch in Mexiko voll getankt und unsere Vorratsschränke gefüllt), machen wir uns trotzdem auf die Suche nach einer neuen Starterbatterie. In Spanish Lookout, einer Mennonietensiedlung, soll es diverse Autoläden geben. Als wir über eine Schotterpiste und einer altertümlichen Fähre über den Fluss den Ort erreichen, glauben wir unseren Augen kaum. Wir könnten genauso gut in einem US-amerikanischen Gewerbegebiet sein. Nur eine passende, bezahlbare Autobatterie finden wir nicht.

 

Nach zwei Tage in San Ignacio kommt Stefan mit seiner mexikanischen Reisebegleitung angefahren. Wir haben uns auf der Halbinsel Yukatan kennengernt, dachten aber, dass die beiden schon längst in Guatemala sind. Aber so machen wir uns am nächsten Tag zusammen mit einem etwas mulmigen Gefühl im Magen auf den Weg Richtung Guatemala.


Guatemala

05. – 16.02.2013

Riesen Bammel, wie der Dschungel erwacht, perfekte Vulkane am Ufer des Sees, bunte Trachten und ein quirliger Tag auf dem Markt.

Wenn man die Seite vom Auswärtigen Amt über Guatemala liest, dann klingt es wie eine Aufzählung von Gewaltverbrechen: bewaffneter Raubüberfall, Entführung, Mord, Vergewaltigung! Die Menschen sind arm, die Hemschwelle für Gewalt erschreckend niedrig und die Waffenpräsenz hoch. Das Land zu bereisen, ohne Opfer eines solchen Verbrechens zu werden scheint fast unmöglich. Da ist es kein Wunder, dass uns so kurz vor der Grenze mulmig wird (um ehrlich zu sein, hatte ich richtig Schiss) und wir kurzzeitig sogar überlegen wieder umzudrehen. Aber wie konkret sind eigentlich die Meldungen vom Auswärtigen Amt? Gab es einen Vorfall vor zehn Jahren oder passiert es täglich? Sind die aufgezählten Provinzen komplett betroffen, oder nur einzelne Straßen?

 

Denn auf der anderen Seite hören wir immer wieder von anderen Reisenden, wie begeistert sie von Guatemala sind. Wie nett und hilfsbereit die Menschen, wie schön die Landschaften und bunt die Kultur!

 

Wir sind heilfroh, als wir in Belize Stefan wiedertreffen, der zur Zeit mit seiner mexikanischen Reisebegleitung Patricia unterwegs ist, und wir zusammen nach Guatemala einreisen. Die Grenzprozedur verläuft erstaunlich entspannt. Ausreisegebühr zahlen, Stempel für die Ausreise abholen, Fahrzeug beim Zoll ausführen, im Niemandsland Geld wechseln, Auto desinfizieren und wieder Personeneinreise und Fahrzeugeinfuhr. Moment mal, dass wir für die temporäre Fahrzeugeinfuhr zahlen müssen, wissen wir ja. Aber für die Personeneinreise? Patricia muss nichts bezahlen, aber wir sollen 20 Quetzal pro Person hinblättern. Doch aller Protest nützt nichts. Unsere Pässe liegen beim Grenzbeamten und wir werden einfach ignoriert, wärend die anderen in der Schlange abgefertigt werden. Irgendwann geben wir auf und bekommen immerhin eine Quittung ausgestellt. Ob der Beamte jetzt nur sein Gehalt aufgebessert hat oder nicht, keine Ahnung. Und eh wir uns versehen sind wir im geführchteten Guatemala.

 

Die Straße Richtung Tikal ist erstaunlich gut. Nur auf zwei, drei kleinen Abschnitten werden wir auf einer üblen Komposition aus Wellblech und Schlaglöchern durchgerüttelt. Ansonsten zieht die grüne Landschaft unter strahlend blauem Himmel gespickt mit Schäfchenwolken friedlich an uns vorüber. Und so erreichen wir die Schranke nach Tikal über eine Stunde zu früh. Denn erst ab 15:30 Uhr ist der Eintritt auch für den nächsten Tag gültig. Der Campingplatz hinter der Schranke ist vom vielen Regen der letzten Tage eine einzige Schlammpartie. Aber wir können, umgeben von tropischer Vegetation, auch auf dem Parkplatz vom Hotel Jaguar Inn übernachten. Klammeraffen turnen über uns in den Palmen, Papageien kreischen um die Wette und neugierige Nasenbären schleichen an uns vorbei.

 

Viele haben schon davon geschwärmt früh morgens, noch vor Sonnenaufgang, die höchste Pyramide Tikals zu erklimmen und dabei zu sein, wenn der Urwald erwacht. Natürlich gilt das normale Eintrittsticket erst ab 6:00 Uhr (um kurz nach sechs geht schon die Sonne auf). Will man vorher aufs Gelände, dann nur mit Guide und zusätlichen 100 Quetzal Eintritt. Wir ringen schwer mit uns. Aber als wir Ruben kennenlernen, der vernarrt in Patricia, uns einen unschlagbar günstigen Preis nennt, können wir nicht anders.

 

Pieppieppiep, pieppieppiep,... Und so klingelt am nächsten Morgen um 3:30 Uhr der Wecker. Vollkommen schlaftrunken tapsen wir hinter Ruben her, durch den finsteren Wald. Als wir schließlich die Spitze von Tempel IV erreichen erhellt die schmale Mondsichel silbrig das im Nebel liegende Blätterdach unter uns. Bis auf die Wassertropfen die von den im Nebel feuchten Blättern tropfen und unseren angestrengten Atem ist alles still. Als der Horizont unmerklich heller wird, beginnen die Grillen mit ihrem Zirpen das Konzert. Noch zögerlich stimmt der erste Vogel mit ein. Nach und nach wird die Luft erfüllt mit einem Pfeifen und Krächzen und Trällern. Und als die Sonne schließlich über dem Nebel auftaucht stimmen auch die Brüllaffen mit ihren ohrenbetäubenden Rufen mit ein. Wirklich atemberaubend schön!

 

Vier Stunden wandern wir danach mit Ruben durch die riesige Anlage von Tikal über die El Mundo Perdido und zur Gran Plaza und lauschen dabei gespannt seinen Geschichten. So lernen wir auch, dass der Nama „Maya“, den die Spanier den Ureinwohnern gegeben haben, eigentlich deren Ausruf für „Ich weiss nicht! Ich verstehe nicht!“ ist, den sie beim ersten Treffen den Eroberern entgegen gerufen haben. In ihrer eigenen Sprache nennen sie sich IXI’M, was soviel wie „Mensch des Mais“ bedeutet. Wir sind begeistert von den Ruinen im dichten Urwald, von denen eigentlich nur ein Bruchteil überhaupt freigelegt wurde.

 

Einziger Wehmutstropfen ist, dass Ruben am Ende doch noch versucht uns übers Ohr zu hauen, nachdem er Patricia gesagt hat, dass für sie die Tour umsonst wäre und von uns verlangt für sie mitzuzahlen. Aber wir bleiben standhaft und so gehen wir am Ende doch mit einem guten Gefühl auseinander.

 

Von Tikal aus fahren wir über Flores, wo wir eine Haftpflichtversicherung für unseren Toyo abschließen, weiter zum Parque Natural Ixpanpajul. Der Park besteht aus einem Skywalk (ein Wanderweg mit ellenlangen Hängebrücken in und über den Baumkronen), einem Reitstall, Cabanas und Campingbereich. Total idyllisch laufen neben unseren Autos die Pferde und Esel frei herum.

 

Und nachdem wir nach einem schönen, aber verdammt anstrengenden Tag nur noch essen und todmüde ins Bett fallen wollen, finden wir ein Leck in unserer Wasserleitung. Tolle Wurst! Also doch erst noch mal Werkzeug rauskramen und notdürftig flicken. Natürlich ist auch genau das Teil kaputt, das wir nicht als Ersatz mitgenommen haben.

 

Bevor wir am nächsten Tag weiterfahren nach Poptun, wandern wir über den schweißtreibenden (wir haben morgens um 10 Uhr bereits an die 30 Grad), aber schönen Skywalk und begegnen einem bildhübschen roten Ara.

 

Die Finca Ixobel in Poptun ist ein beliebter Stop für Reisende. Einfach ein Platz zum wohlfühlen. Für uns auf jeden Fall der perfekte Platz um sich um angestaute Arbeiten zu kümmern. So erstehen wir endlich eine neue Starterbatterie, die nur notdürftig geflickte Wasserleitung wird repariert, jede Menge Wäsche wird gewaschen, Emails beantwortet und Berichte geschrieben. Und bei der ganzen Arbeit gönnen wir uns abends das leckere und günstige Essen im Restaurant.

 

Nach drei Tagen fahren wir dann zu dritt weiter (Patricia hat sich in der Zwischenzeit verabschiedet und ist mit dem Bus weiter, um sich mit Freunden zu treffen), vorbei am Lago de Itzabal und riesigen Bananenplantagen zu den Ruinen von Quiringuá. Die Anlage ist recht klein, aber berühmt für ihre reichverzierten, mehrere Meter hohen Stelen.

Übernachten dürfen wir auf dem schön angelegten Parkplatz von den Ruinen. Auf jeden Fall ein sicherer, aber nicht gerade ruhiger Platz. Neben den zwei Wachmännern auf dem Gelände, ist direkt vor dem Eingang auch die schwer bewachte Zufahrt zu einer Bananenplantage, wo die ganze Nacht über LKWs von Chichita und Dole ankommen und wieder abfahren.

 

Zwischen uns und unserem nächsten Ziel, der Kolonialstadt Antigua, liegt Guatemala Stadt. Als wir vor der Stadt noch mal zum Tanken stoppen, spricht uns ein netter Guatemalteke an. Er hat lange in den USA bei einer deutschen Firma gearbeitet. Wir müssen schmunzeln, als er stolz erzählt, dass ihm die Amerikaner das Englisch und die Deutschen das Arbeiten beigebracht hätten. Wenn wir durch Guatemala Stadt fahren, meint er noch, dann nur am helllichten Tag und auch dann sollten wir auf gar keinen Fall, unter keinen Umständen, anhalten, was auch immer passiert. Na das macht ja Mut. Leider gibt es keine wirkliche Möglichkeit die Stadt zu umfahren und so müssen wir auf der Hauptstraße fast mittendurch. An jeder Bushaltestelle steht schwer bewaffnete Security. Und eh wir uns versehen sind wir auch schon wieder durch.

 

Offizielle Campingplätze gibt es in Antigua keine mehr, aber es gibt ja unseren Freund und Helfer, die Touristen Polizei. Auf ihrem Gelände, das mitten in der Stadt liegt und eher an eine Ruine erinnert, dürfen wir kostenlos campen. Und sicherer können wir unseren Toyo, als wir zu Fuß die Stadt erkunden, ja auch nicht abstellen.

 

Hier sieht Guatemala so aus, wie wir es uns immer vorgestellt haben. Unglaublich bunt, laut und lebendig. Von den farbigen Chicken-Bussen, den bunten Märkten bis hin zu den knalligen Trachten der Frauen. Und hinter der Stadt erheben sich die mächtigen Siluetten der Vulkane.

Am nächsten Tag schrauben wir uns höher in die Berge bis auf 2.600 Metern, bevor es über kurvige und holprige Straßen wieder runter nach Panajachel am Lago de Atitlán geht. Noch verbergen sich die perfekt geformten Kegel der drei Vulkane Tolimán, Atitlán und San Pedro im Nebel, aber nächsten Morgen beim Frühstück zeigen sie sich doch am anderen Ufer des Sees.

 

Stefan hat es etwas eiliger als wir und so macht er sich von hier aus auf den Weg über El Salvador Richtung Panama. Wir aber statten erst noch dem Donnerstags Markt in Chichicastenango einen Besuch ab.

 

Stundenlang schlendern wir zwischen Obst und Gemüse, merkwürdigen Kräutern und quitschbunten Decken entlang. Drängeln uns zwischen bunt gekleideten Indigenas, die uns gerade mal bis zur Brust reichen, durch die Gänge.

 

Und dann heißt es auch für uns adios Guatemala. Da wir uns aber El Salvador sparen wollen, müssen wir ein zweites Mal durch Guatemala Stadt durch und übernachten noch ein mal kurz vor der Grenze nach Honduras in einem kleinen Mangohain von der Finca Los Laureles.


Honduras

16. – 18.02.2013

Schlaglöcher so groß wie LKW Reifen, unfreundliche Menschen, Regen ohne Ende und jede Menge Waffen.

Die Einreise nach Honduras war noch der entspannteste Teil von unserer Reise durch dieses Land. Die Grenzbeamten sind unglaublich nett, abgesehen von der Tatsache, dass ich ignoriert werde und alle Antworten von mir, von Lukas noch mal bestätigt werden müssen. Der Beamte bei der Fahrzeugeinfuhr macht sogar sämtliche Kopien für uns. Was wirklich erstaunlich ist. Grenzbeamte in Mittelamerika lieben nämlich Kopien und wollen am liebsten von Allem (Reisepass, Stempel im Reisepass, Führerschein, Fahrzeugschein) mindestens vier.

 

Die Straßen in Honduras sind eine Katastrophe. Es gibt Schlaglöcher so groß wie LKW Reifen und manchmal fehlt auch einfach die Hälfte. Und damit es spannend bleibt, sind die Abschnitte dazwischen dann wieder so erstaunlich gut, dass man Gefahr läuft unaufmerksam zu werden.

 

Die erste Stadt, durch die wir kommen ist La Entrada und laut unserem Reiseführer bekannt für den Drogenhandel. So sieht auch das Straßenbild viel rauer aus. Während uns in Guatemala die Menschen noch angelächelt und mit Winken begrüßt haben, sind die Blicke hier eher abweisend, schon fast ablehnend. Und so fällt es uns auch nicht schwer, Honduras wie geplant so schnell wie möglich zu durchfahren.

 

Zu allem Überfluß fängt es auch noch in Strömen an zu regnen. Aber vielleicht bewart uns das auch vor diversen Kontrollen. Denn so winken uns die durchnässten Soldaten und Polizisten einfach nur durch. Wir passieren in gebührendem Abstand die Stadt mit der höchsten Mordrate weltweit, San Pedro Sula, und erreichen schließlich den größten See des Landes.

 

Am Nordufer vom Lago de Yojoa können wir auf dem Gelände einer großen Hotelanlage übernachten. Ohne Regenschleier wäre die Sicht auf den See bestimmt schön, aber mehr Sonnenschein hätte an der Unfreundlichkeit des Personals wohl auch nichts geändert.

 

Am nächsten Tag heißt es wieder fahren. Kurz vor der Hauptstadt Tegucigalpa hört dann auch tatsächlich der Regen auf und die Sonne kommt raus. Bisher haben wir uns noch nie uber die Temperaturen in Mittelamerika beschwert. Ganz im Gegenteil. Und auch dass wir keine Klimaanlage haben, hat uns nie gestört, denn mit weit geöffneten Fenstern haben wir uns den Wind um die Nase wehen lassen. Aber jetzt fahren wir mit fest verschlossenen Fenstern, das Außentermometer zeigt über 30 Grad an und im Fahrzeug sind es über 50 Grad. Die Lüftung bläßt uns nur die noch heißeren Abgase des Busses vor uns ins Gesicht.

 

Eigentlich haben wir uns schon gefreut, dass es um Tegucigalpa eine Umgehungsstraße gibt. Aber erstmal ist da wo sie laut Navi anfangen soll eine riesige Baustelle. Nachdem wir den Weg zwischen Baumaschinen und Erdhügeln gefunden haben, stellen wir fest, das die Umgehungsstraße nicht mehr wirklich eine Umgehungsstraße ist. Stattdessen sind die Armenviertel der Stadt über sie hinausgewachsen. Unsere Nerven sind zum Zerreißen angespannt, als wir über die schlechte Straße holpern, rechts und links von uns ärmliche Blechhütten und junge Kerle, die mit Waffen rumlaufen! Eingentlich rechnen wir jeden Moment damit überfallen zu werden, aber zum Glück ist nach wenigen Kilometern der Spuck vorbei und wir fahren über eine gut ausgebaute Straße im weiten Bogen um den Rest der Stadt herum.

 

Da es mittlerweile zu spät ist um noch zur Grenze zu fahren (man weiss ja nie wie lang es dauert), übernachten wir in der Nähe von Danlí auf dem Hof einer kleinen Pension. Kurz vor der Grenze am nächsten Tag werden wir dann aber doch noch von der Polizei angehalten. Da wir schon viel von den korrupten Polizisten hier gehört haben, die nur ihr Gehalt aufbessern wollen, nehmen wir uns vor, was auch immer er will, uns erst mal auf doof zu stellen. Aber das ist gar nicht nötig. Waren wir noch in Mexiko und Guatemala froh so viel im Spanischen zu verstehen, verstehen wir in Honduras kein Wort mehr. Und so wissen wir immer noch nicht, was der Polizist jetzt eigentlich wollte, aber er hat uns irgendwann einfach weitergewunken. Und so verlassen wir nach zwei Tagen schon wieder das kleine Land Honduras.


Nicaragua

18. – 26.02.2013

Köstliche Schockolade, auf den Spuren des Kaffees, Werkstattfrust und dampfende Vulkane.

Bei der Ausreise aus Honduras kommt es das erste Mal auf unserer Reise vor, dass ein Beamter eine „inoffzielle Bearbeitungsgebühr“ von uns verlangt. Aber von einer Ausreisegebühr ist uns nichts bekannt, also stellen wir uns stur und erklären ihm freundlich, dass wir nicht bezahlen. Eine gefühlte Ewigkeit dauert es, bis wir schließlich unsere abgestempelten Pässe wiederbekommen, und das auch, ohne dass wir gezahlt haben.

 

Jetzt muss nur auch noch unser Toyo ausreisen. Aber das ist gar nicht so einfach. Bei der Aduana (Zoll) gibt es fünf Schalter. Allerdings stapeln sich hinter dreien der Fenster meterhohe Papierstapel. Am Fenster Nummer vier sitzt eine Frau, die sich in aller Seelenruhe schminkt und der Beamte hinter Fenster Nummer fünf steht bei unserer Begrüssung einfach auf und geht. Wir trösten uns damit, dass die LKW Fahrer auch ignoriert werden. Allerdings gehen die einfach durch den Hintereingang und platzieren ihre Papiere direkt auf den Schreibtischen. Wir stehen noch unschlüssig rum, als schliesslich eine Beamtin Erbahmen mit uns hat.

 

Danach folgt bei der Einreise das übliche Spiel. Fahrzeug desinfizieren, Personeneinreise, obligatorische Kfz-Versicherung bei fliegenden Händlern abschliessen (in Deutschland würde wohl keiner eine Versicherung quasi auf der Strasse abschließen) und temporäre Fahrzeugeinfuhr beim Zoll. Nach knapp ein einhalb Stunden betreten wir das nächste Land unserer Reise.

 

Nicaragua gilt als das ärmste Land Mittelamererikas. Trotzdem begegnen uns die Menschen wieder viel freundlicher und es bestimmen nicht mehr so viele Waffen das Straßenbild. Auch sind die Straßen wieder so gut, wie seit den USA nicht mehr (zumindest so lange man auf den Hauptstraßen bleibt).

 

Wir fahren durch bis Estelí, finden aber zum Verrecken keinen Platz zum Campen. Und so entscheiden wir uns schließlich für ein Hotel mit sicherem Parkplatz für unseren Toyo. Wir schlendern gemütlich durch den Ort und genießen in dem kleinen Café Luz ein wirklich leckeres Abendessen.

 

Am nächsten Tag haben wir mehr Glück. Nachdem wir uns durch mehrere sogenannte Touristeninfos durchgefragt haben, landen wir schließlich in Matagalpa bei Edgar. Er besitzt eine Kaffeeplantage und eine Ranch mit Milchkühen und wir dürfen zwischen den Kaffeesträuchern mit einem traumhaften Blick auf die umgebende Landschaft campen. Und auch wenn die Kaffeeernte gerade abgeschlossen ist, lernen wir bei ihm so einiges über den Anbau. Es gefällt uns so gut, dass wir gleich zwei Nächte bleiben. Und am Ende will Edgar noch nicht mal Geld von uns haben.

 

Natürlich statten wir auch dem El Castillo del Cacao einen Besuch ab, denn die Schokolade die hier in Handarbeit produziert wird, ist einfach köstlich! Zwei Mittarbeiterinnen verarbeiten hier pro Woche 300 Kilogramm feinste Kakaobohnen. Allerdings nicht heute. Denn heute ist einfach keine von beiden zur Arbeit gekommen. Aber trotzdem ist die Führung sehr interessant. Und am Ende landet natürlich die ein oder andere Tafel bei uns im Schrank ;-)

 

Von Matagalpa aus starten wir früh nach Managua, der Hauptstadt des Landes und Sitz vom Generalimporteuer für Toyota, Casa Pellas. Jedes fünfte Auto, das uns auf der Straße begegnet, ist unser Toyotamodell.

 

Das scheint doch der perfekte Ort, um endlich einen großen Service zu machen und außerdem ist hinten rechts der Simmering undicht. Allerdings sieht das der Mitarbeiter bei Casa Pellas erstmal anders. „Haben Sie Ihr Auto bei uns gekauft?“ – „Ähm, nein. Ich hatte ja schon gesagt, dass wir mit unserem Auto aus Deutschland kommen.“ – „Ja dann können wir Ihr Fahrzeug nicht annehmen. Firmenpolitik.“. Hallo! Was soll das denn? Also damit haben wir jetzt beim besten Willen nicht gerechnet. Aber nach einem kurzen Gespräch mit dem Werkstattleiter geht es dann plötzlich doch.

 

Wärend wir unseren Toyo in guten Händen wiegen, quatieren wir uns im nächstgelegenen Hotel, dem Holiday Inn ein. Für uns der pure Luxus! Und dann erst das Frühstuecksbuffet am nächsten Morgen. Bestimmt drei Stunden machen wir uns über selbst zusammengestellte Omletts, Speck, gegrillten Käse, Pfannkuchen, frisches Obst und leckere Säfte und Kaffee her.

 

Nur abholen können wir unseren Toyo heute noch nicht. Also nutzen wir den Tag für Büroarbeit. Denn auch auf Reisen ist die Steuererklärung fällig. Dank der modernen Technik geht das sogar von Nicaragua aus.

 

Nach zwei Tagen hat das Warten endlich ein Ende und wir können unseren Toyo wieder in Empfang nehmen. Es ist Samstag Vormittag und wir fahren frohen Mutes weiter zum Parque Nacional Volcán Masaya. Aber die Freude wärt nicht lang. Als wir keine 30 Kilometer später am Vulkan ankommen, stellen wir fest, dass die Freilaufnabe vorne rechts nicht rein geht und die Felge hinten rechts viel zu heiß ist. Und natürlich ist jetzt Wochenende. Da wir vor Montag eh nichts machen können, haben wir genug Zeit den Vulkan zu erkunden. Wir können im Nationalpark vor dem Besucherzentrum campen. Wärend wir tagsüber von unzähligen Autos zugeparkt, von dichten Staubwolken eingehüllt und von diversen Besuchern fotografiert werden, genießen wir die Ruhe und Idylle, wenn der Park am frühen Abend geschlossen wird und nur noch der schwer bewaffnete Nachtwächter uns Gesellschaft leistet.

 

Mit etwas über 600 Metern nicht besonders hoch, ist der Volcán Masaya einer der wenigen Vulkane, bei dem man mit dem Auto bis an den Kraterrand fahren kann. Einzige Auflage, immer in Fluchtrichung parken. Eine riesige Rauchwolke mit dem beisenden Geruch von Schwefel, der einem das Gefühl gibt, die Atemwege würden verätzen, steigt tief aus dem Krater auf. Einem riesigen Schlund, der die Wucht der früheren Explosionen erahnen laesst. 2012 hat er das letzte mal gemuckt.

 

Damit das Warten am Sonntag nicht so lang wird, besuchen wir bewaffnet mit Taschenlampen und Guide noch einen der Lavatunnel. Mittlerweile fließt hier kein Lavastrom mehr durch, aber einige der Tunnel sind mit dem Krater verbunden und wegen der giftigen Dämpfe nicht zugänglich. Immer weiter geht es in die Dunkelheit hinein und unzählige Fledermäuse schwirren über unseren Köpfen. An den Wänden kann man noch die Strukturen der fliessenden Lava erkennen.

 

Am Montag morgen machen wir uns nach erneuten zwei Tagen des Wartens auf den Weg zurück nach Managua, quälen uns durch den Berufsverkehr und stehen eine Stunde später wieder bei Casa Pellas auf der Matte. Naja, aber erstmal versucht man uns weiszumachen, dass das doch vollkommen normal wäre, dass man mit dem Wagen auf der Bühne das eine Hinterrad von Hand drehen kann und das Andere nicht. „Es bueno“, strahlt der freundliche Mitarbeiter. „Ich denke wohl nicht!“ steht Lukas ins Gesicht geschrieben. Aber schließlich wird dann doch noch der Fehler gesucht und behoben. Und so machen wir uns gegen Mittag endlich wieder auf den Weg.

 

Vorbei an der Laguna Apoyo und einem kurzen Blick auf den Vulcán Ometepe im Nicaragua See, biegen wir ab an die Pazifikküste. Die Hütten auf dem Weg sind einfach, die Landschaft staubtrocken und wir können uns kaum vorstellen gleich ans Meer zu kommen, bis wir es sehen.

 

Nach einer entspannten Nacht mit dem Rauschen des Meeres im Ohr, begeben wir uns zur nächsten Grenze in Mittelamerika. Der Grenzübergang von Nicaragua nach Costa Rica ist wohl der, der von uns am meisten Geduld abverlangte. Bei der Einreise nach Nicaragua haben wir ein weisses Blatt mit diversen Daten und zwei Unterschriften mit Stempel bekommen, die temporäre Fahrzeugeinfuhr. Bereits bei der Einfahrt in die Freihandelszonen an der Grenze wird es hier zum erstenmal kontrolliert und unterschrieben. Bei der Aduana wollen wir die Ausreise machen, aber die Mitarbeiter, deren Unterschriften wir brauchen, sitzen nicht im Büro, sondern laufen draußen rum. Also erstmal den Mann mit dem hellblauen Poloshirt suchen und unterschreiben lassen. Dann einen der Polizisten für Unterschrift und Stempel. Zufrieden fahren wir zum Schlagbaum. Aber Halt! Ein kurzer Blick auf das überfüllte Formular und der Beamte sagt uns freudestrahlend „Hier fehlt noch was.“ Wie jetzt? Also noch mal zurück und noch eine Unterschrift mit Stempel einsammeln und dann geht es. Wie der Beamte mit einem Blick erkennen konnte, was bei dem ganzen Chaos auf dem Zettel fehlt, ist uns immer noch ein Rätsel.

 

Aber jetzt heisst es erstmal „Pura Vida!“ in Costa Rica.


Costa Rica

26.02. – 18.03.2013

Pura Vida, träge Faultiere, wo der Himmel durch die Berge fließt, erloschene Vulkane, chillen an der Playa und ein Frosch, den man nicht küssen sollte.

„Pura Vida“ - dafür steht Costa Rica. Da ist es wohl kein Wunder, dass wir heute nicht die einzigen sind, die einreisen wollen. Vor uns kommen ganze drei Busladungen mit einer bunten Mischung aus Einheimischen und Backpackern an. Und so dürfen wir eine geschlagene Stunde bei saftigen 34 Grad für unsere Einreisestempel anstehen. Aber danach kommen wir dann erst richtig ins Schwitzen. Wir laufen zur Versicherung und von da zum Kopieren, danach zum Zollbüro, wo die Papiere vorbereitet werden, und dann zum anderen Zollbüro, wo die Zolldokumente für unseren Toyo ausgestellt werden und schließlich wieder zurück zum Auto. Dabei habe ich mir glatt eine Blase gelaufen in meinen FlipFlops. Definitiv nicht das richtige Schuhwerk für Grenzübergänge. Nach fast drei Stunden haben wir es dann endlich geschafft.

 

Obwohl Kolumbus dem Land den Namen „Reiche Küste“ gab, war Costa Rica, ohne nennenswerte Bodenschätze, lange Zeit das ärmste und elendste in ganz Amerika. Im 19. Jahrhundert dann machte erst der Kaffee und dann die Bananen es zum wohlhabendsten Land in der Region. Aber erst 500 Jahre nach dem die Konquistadoren den dichten Regenwald verflucht hatten, erkannte man den wahren Reichtum des Landes – seine Natur. Die teilweise schon fast wie Disney Land vermarktet wird.

 

Wir sind baff, wie unterschiedlich sich doch die kleinen Länder Mittelamerikas entwickelt haben. So gibt es in Costa Rica kein Militär, denn bereits in den 40er Jahren wurde die Armee gänzlich abgeschafft. Außerdem hat sich das Land nicht, wie die übrigen lateinamerikanischen Staaten, von den USA abgewandt.

 

Nicht weit hinter der Grenze liegt die Finca Cañas Castilla von Agi und Guido, die vor zig Jahren aus der Schweiz nach Costa Rica ausgewandert sind. Ein Ort an dem man sich sofort wohlfühlt. Mitten in der tropischen Vegetation fließt ein breiter Fluss gemächlich an uns vorbei. Sogar eigene Wanderwege gibt es hier, die abwechselnd durch Orangenhaine, Bananenplantagen, unberührten Urwald und über Rinderweiden führen. Pferde grasen friedlich neben uns, Affen turnen über unseren Köpfen und in den Bäumen hängen die Faultiere ab. Als ich nachts wach werde bin ich allerdings erstaunt, wie flott die sonst so trägen Tiere sein könnnen, denn eine Faultiermami klettert behende mit ihrem Baby auf dem Rücken von einer Palme und kriecht, zwar etwas unbeholfen, zum nächsten Baum, den sie flink wieder erklimmt.

 

Als wir in Liberia unsere Vorratsschränke auffüllen, bin ich ganz begeistert von dem vertrauten Warenangebot, auch wenn die Preise doch ganz schön saftig sind. Richtige Salami und Käse, deutsche Marmelada und sogar echtes Graubrot gibt es hier. Moment mal, herrgestellt bei einer deutschen Bäckerei in Liberia, nähe Flughafen. Supi, das liegt auf dem Weg, also nichts wie hin und köstlichen Streusel-Käsekuchen mit einer Tasse Kaffee verputzen.

 

Frisch gestärkt geht es auf die Península de Nicoya an der Pazifikküste. Die Landschaft wirkt total ausgetrocknet und das wenige Grün an den Bäumen wird von einer braun-roten Staubschicht bedeckt. Wir kommen vorbei an schönen Stränden in allen Farbschattierungen von beige über braun nach schwarz. Aber irgendwie hällt es uns niergendwo lange.

 

In Sámara wollen wir eigentlich einen schönen Campingplatz direkt am Meer anfahren, aber auf dem Weg dahin begegnen wir einem deutsch-spanischen Pärchen, die dort zuletzt keine sonderlich ruhige Nacht verbracht haben. Unheimliche Gestalten liefen dort rum, die sich eine ordentliche Schlägerei geliefert haben. Angeblich hat die Tochter des Besitzers bei der kolumbianischen Mafia Drogen gekauft und nicht bezahlt. Etwas, das man definitiv nicht tun sollte. Darauf hin wurde die Tochter in Einzelteile zerlegt und die Schuldeneintreiber stehen jetzt bei den Eltern auf der Matte. Keine schöne Sache und definitiv nicht die Leute, denen wir begegnen wollen.

 

Und so landen wir am anderen Ende der Bucht bei einer netten costaricanischen Familie, wo wir sehr ursprünglich zwischen Wellblechhütten, Hunden und Hühnern übernachten können. Die alten Männer sitzen an einem wackeligen Holztisch und spielen Karten, während die kleinen Kinder lachend über den staubigen Hof rennen.

 

Von der Nicoya Halbinsel aus fahren wir ins Landesinnere und schrauben uns immer höher in die Berge. Die Vegetation wird immer grüner und das Termometer fällt stetig. Abends sitzen wir gemütlich bei Tacos und Fajitas im Hostel Pension Santa Elena, auf deren Parkplatz wir übernachten dürfen, wärend es draußen stürmt und in Strömen regnet.

 

Als wir am nächsten Morgen zu einer Wanderung in die Nebelwälder von Santa Elena aufbrechen, ist die Landschaft in dichten Nebel gehüllt. Die Feuchtigkeit tropft von den Blättern und die Baumstämme sind von Bromelien, fantasievollen Flechten und dichten Moosen überwuchert. Wo man nur hinschaut, ein Gewirr aus verschiedensten Grüntönen. Wir kommen uns vor als würden wir durch einen Märchenwald laufen. Fehlt nur noch die böse Hexe.

 

Wir holpern über katastrophale Nebenstraßen, bevor wir wieder die asphaltierte Hauptstraße erreichen und der Laguna de Arenal entgegen gleiten. Unser erstes Ziel hier in Nuevo Arenal ist die deutsche Bäckerei von Thomas, Tom’s Pan, von der uns schon viele Reisende vorgeschwärmt haben. Auch wenn Thomas wie immer im Stress zu sein scheint, ist der Empfang herzlich und wir werden mit Tüten voller leckerer Backwaren zu einem schönen Fleckchen Erde direkt am Seeufer geführt, wo wir kostenlos campen können.

 

Insgesamt bleiben wir fünf Tage in der Gegend, aber da eine Schlechtwetterfront fast das gesamte Land fest im Griff hat, versteckt sich der majestätische Volcán Arenal hinter Wolken, Nebel und Regen. Was aber nicht heißt, dass wir zwischen unseren unzähligen Besuchen bei Tom’s Pan uns nicht auch die Gegend angeschaut hätten.

 

Und so fahren wir zum Volcán Tenorio, der für seinen wunderschönen Fluss bekannt ist, dem Rio Celeste. Ein örtliches Sprichwort sagt: „Nachdem Gott den Himmel gemalt hatte, wusch er seinen Pinsel im Rio Celeste.“ Eine passendere Beschreibung würde mir auch nicht einfallen. Allerdings hatte Gott an dem Tag definitiv besseres Wetter als wir.

 

Tatsächlich kommt die Farbe aber durch eine chemische Reaktion zu stande. Nämlich genau da, wo in den klaren Fluß schwefelhaltiges Thermalwasser fließt und dort mit dem Calcium Carbonat reagiert. Und schwups wird aus dem farblosen Wasser ein milchiges Babyblau.

 

Als wir nach der wunderschönen Wanderung zurück zum Parkplatz kommen, wo wir neben dem Restaurant übernachten können, will ich Lukas, wie so oft, einweisen. Aber kurze Zeit später bleibt er verdutzt stehen und wird aus meinem Gefuchtel nicht mehr schlau. Autsch, autsch, autsch! Ich habe mich mitten in eine Armeisenstraße gestellt und innerhalb von Sekunden krabbeln unzählige dieser miesen kleinen Mistviecher über meine Schuhe und Hose und Beine und fangen an mich zu beißen. Nochmal autsch!

 

Da sich der Volcán Arenal ja immer noch hinter den Wolken verbirgt, wollen wir zumindest seine heißen Thermalquellen nutzen. Natürlich gäbe es die Möglichkeit, in eins der unzähligen, sündhaft teuren Spa Resorts zu gehen. Aber wir haben einen besseren Tip. Direkt neben einem dieser 70US$ Läden fließt ein unscheinbarer Fluss durch das dichte Grün. Eine kleine Treppe führt direkt neben der Straße hinab. Gut, man sollte sich nicht von der hässlichen Betonbrücke abschrecken lassen, denn wenn man nur wenige Meter den Fluss hinaufläuft hat man das Gefühl mitten in der Wildnis zu sein. Hier haben sich kleine Becken gebildet, in denen man sich im angenehm warmen, klaren Wasser ausstrecken kann, während von oben die kühlen Regentropfen auf uns hinabfallen.

 

Und dann ist plötzlich mein Geburtstag. Nachdem wir morgens über Hängebrücken durch den für uns immer noch so faszinierenden Regendwald gewandert sind, machen wir es uns den Rest des Tages mal wieder bei Tom’s Pan gemütlich. Es gibt köstlichen Kuchen und zum Abendessen guten deutschen Schweinebraten mit Knödeln und Rotkraut. Und das beste ist eine super Internetverbindung, um ausführlich mit den Lieben zu Hause zu skypen.

 

Endlich schaffen wir es dann doch uns loszureisen und fahren am Volcán Poás, der sich auch in dichten Nebel hüllt, vorbei zum Mirador Quetzales im Parque Nacional Los Quetzales. Und wie der Name schon sagt, sind wir hier, um den prächtigen Quetzal zu sehen. Einen Vogel, der von den Azteken als Gottheit verehrt wurde. Wenn man sein farbenprächtiges Gefieder und seine stolze Haltung sieht, die scharlachrote Brust, das grün-blaue Federkleid mit den meterlangen Schwanzfedern und dem wuschigen Kopf, als wäre er gerade aus dem Bett geflattert, kann man das auch verstehen.

 

Also klingelt am nächsten Tag um 5:00 Uhr morgens der Wecker und wir klettern bei frostigen 6 Grad aus dem Bett. Mit unserem Guide wandern wir über Stock und Stein und bekommen tatsächlich drei dieser schönen Wesen zu Gesicht.

 

Da wir aber keine Lust mehr auf Regen und Kälte haben, beschließen wir spontan einen Abstecher an die Pazifikküste zu machen. Der einzige Teil des Landes, der von der Schlechtwetterfront verschont blieb. Und so kommen wir, nachdem wir über den Cerro de la Muerte, den mit 3.491 Metern höchsten Punkt der Panamericana, geklettert sind, nach noch nicht mal 100 Kilometern in Dominical an. Bei 36 Grad!

 

Dominical, ein verschlafener Ort mit gerade mal zwei staubigen Dorfstraßen voller Schlaglöcher, Surfer und Backpacker, an dem wir zwei Tage lang die Seele baumeln lassen und uns aufwärmen.

 

Dann fahren wir wieder zurück in die Berge. Hinauf auf 3.400 Meter zum Volcán Irazú. Trotz des extremen Höhenunterschieds und einem leicht dicken Kopf, haben wir eine ruhige Nacht vor der Rangerstation. Als wir abends ankamen, war der Berg mal wieder in Wolken gehüllt. Aber am nächsten Morgen haben wir Glück. Kurz bevor wir den Gipfel erreichen, durchbrechen wir die Wolken. Über uns strahlend blauer Himmel und hinter dem Kraterrand erstreckt sich die endlose, leuchtend weisse Wolkendecke. Obwohl sein Name Donner und Erdbeben bedeutet, ist er seit 1994 friedlich. Zu unseren Füßen öffnet sich der mächtige Hauptkrater mit einem Durchmesser von über einem Kilometer und einer Tiefe von 300 Metern.

 

Da es noch früh am Tag ist, fahren wir auf der anderen Seite des Landes wieder hinab an die Kueste und sind innerhalb von wenigen Stunden in der Karibik. Vor der Hafenstadt Puerto Limon stapeln sich die Container und erinnert uns daran, dass auch wir bald unseren Toyo in eine dieser Blechdosen stecken müssen.

 

Als wir an der Reggae Bar in Cahuita ankommen, liegt ein leichter Duft von Gras in der Luft. Die Bevölkerung hat eindeutig jamaikanische Wurzeln und jeder zweite träg Rastazöpfe. Vor uns erstreckt sich ein schöner, schwarzer Sandstrand, von Palmen gesäumt und wir lassen uns sofort von der entspannten Atmosphäre anstecken.

 

Direkt an den Ort grenzt der kleine, aber feine Parque Nacional Cahuita. Weisse und schwarze Strände wechseln sich hier ab, eingerahmt von Kokospalmen und Mangobäumen. Ruhige Buchten werden unterbrochen durch Mangroven und dichten Urwald. Und genauso vielfältig ist auch die Tierwelt. Leuchtend blaue Schmetterlinge, giftig-gelbe Schlangen, stoische Vögel und quirlige Affen. Wären wir auf dem Weg nicht einer Gruppe mit Guide begegnet, wären wir aber an dem ein oder anderen Reptil wohl achtlos vorbeigegangen.

 

Wir fahren noch ein wenig weiter die Küste entlang nach Punta Uva. Wohl einem der schönsten Strände überhaupt. Nur leider ist der Campingplatz eine vernachlässigte Müllhalde. Und nachdem am nächsten Morgen sogar die Geier bei uns vor der Tür sitzen, fahren wir wieder zurück zur Reggae Bar, wo wir noch ein paar Tage abhängen.

 

Seit wir in Costa Rica sind, halten wir in den unzähligen Wäldern Ausschau nach diesen winzig kleinen, giftigen und farbenfrohen Fröschen. Aber vergebens. Und dann passiert es. Unsere letzten Stunden in Costa Rica sind angebrochen und wir müssen eigentlich nur noch das Geschirr spülen und zusammen packen, da hüpft ein kleiner grün-schwarzer Frosch vor unsere Füße. Er sieht wunderschön aus, aber dank der giftigen Ameisen, die er frißt, ist auch der Golbaumsteiger ganz schön giftig. Also nicht küssen!

 

Durch endlose Bananenplantagen begeben wir uns zu dem wohl entspanntesten Grenzübergang in Mittelamerika nach „Oh wie schön ist Panamá!“


Panamá

18. – 31.03.2013

Wiedersehen, Verschiffungsstress, ein berühmter Kanal, Karibiktraum und ein echter Seemann.

Der Grenzübergang in Sixaola ist ein verschlafenes Nest, die Vögel zwitschern, die Kidies gehen gerade zur Schule und ausser uns will keiner über die Grenze. Und so sind wir nach entspannten ein einhalb Stunden in Panamá. Die Straße schlängelt sich noch ein wenig in Küstenähe entlang, bevor es in die kühlen Berge hinauf geht.

 

Wir wußten ja, das Kathi und Martin auch heute die Strecke fahren, sind dann aber doch überrascht, als wir plötzlich ihren Mitsubishibus vor einem kleinen Restaurant sehen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen, trennen sich unsere Wege dann erst nochmal, denn wir wollen im hübschen Örtchen Boquete das angenehme Bergklima genießen, während die Beiden schon weiter an die Pazifikküste fahren.

 

Zwei Tage später treffen wir uns am Strand in Las Lajas wieder. Schließlich gibt es viel zu erzählen und organisieren. Da Ostern vor der Tür steht müssen wir mit unseren Autos zwei Tage früher als geplant zur Polizeikontrolle und noch ist nicht ganz klar, ob wir nicht auch früher in den Container verladen müssen.

 

Jaja, als wir uns das erste mal mit der Panamericana beschäftigt haben, haben wir uns auch noch gefragt, was das ganze mit der Verschiffung von Panamá nach Kolumbien soll. Gibt es denn keine Landverbindung zwischen den Kontinenten? Doch, die gibt es. Aber eben keine Straße. Als „Tapón del Darién“ (Darién-Hindernis) werden die letzten fehlenden 90 Kilometer in der Panamericana bezeichnet. Sumpfgebiet, Berge und dichter Urwald zwingen so jeden Reisenden sein Fahrzeug zu verschiffen. Natürlich gibt es auch Leute, die es so versucht haben. So haben von 1985 – 87 Loren Upton und Patty Mercier in ihrem Jeep ganze 741 Tage gebraucht. Das ist dann doch zu viel Abenteuer für uns.

 

Also überqueren wir den Panamakanal über die Puente de las Américas und erreichen am Wochenende vor Ostern den Balboa Yachtclub in Panamá Stadt, wo vor uns schon so viele Traveller auf dem Parkplatz übernachtet haben. Auch diesmal sind wir nicht die einzigen. Stefan aus der Schweiz, den wir schon in den USA getroffen haben, ist auch da und wird mit einem spanisch-peruanischen Pärchen am gleichen Tag wie wir verschiffen.

 

Vier Nächte verbringen wir hier und organisieren, zwischen Sightseeing und frisch gezapftem Bier im Yachtclub mit Blick auf die einfahrenden Schiffe in den Panamakanal, unsere eigene Verschiffung.

 

Zum Pflichtprogramm, wenn man schon mal in Panamá ist, gehört sicherlich ein Besuch der Miraflores Schleuse, einer der drei Schleusen im Panamakanal. Genau genommen die erste Schleuse, die ein Schiff von der Pazifikseite passiert und die nächste von Panamá Stadt aus. Ausserdem gibt es hier eine Besucherterasse, von der aus man bequem die Schiffe beobachten kann, und ein interessantes Museum. Ungefähr 80 Kilometer ist der Wasserweg lang. Auf ihrem Weg vom Pazifik zum Atlantik werden die Schiffe über zwei Schleusen, auf zwei parallelen Spuren, um 25 Meter angehoben. Über den Gatun See, einem grossen Stausee, geht es dann zur dritten Schleuse, in der die Schiffe wieder auf Meeresnivau abgesenkt werden.

 

Den ersten Versuch, einen Wasserweg vom Pazifik zum Atlantik zu bauen, machten bereits 1880 die Franzosen. Allerdings wenig erfolgreich. 1902 übernahmen dann die USA das Projekt zum Schnäppchenpreis. Panamá war damals noch eine, wenn auch vom Rest des Landes sehr isolierte, Provinz Kolumbiens. Als dieKolumbianer dann von den USA mehr Geld forderten, als abgesprochen war, unterstützten die USA kurzerhand Panamá in seinem Bestreben nach Unabhängigkeit, was im November 1903 dann auch erfolgreich war. Aber erst um 12:00 Uhr am 31. Dezember 1999 wurde der Panamakanal, also der vollständige Betrieb, die Verwaltung und Instandhaltung, von den USA an Panamá übergeben.

 

2014, pünktlich zum 100sten Geburtstag, soll der Kanal für noch grössere Schiffe befahrbar sein. Wir haben uns schon die ganze Zeit gefragt, wie man bei einem 24 Stundenbetrieb Schleusen vergrössern kann. Ganz einfach. Es wird einfach eine dritte Fahrrinne mit neuen, um 60% breiteren und 40% längeren, Schleusen daneben gebaut.

 

Nachdem wir sonntags fast den gesamten Tag damit verbracht haben Schiffe zu beobachten, ruft am Montagmorgen die Arbeit. Früh morgens geht es zur Polizei, denn wir brauchen eine Ausfuhrgenemigung für unsere Autos. Wie gut, dass wir schon vorgewarnt waren, sonst hätten wir in einem der schäbbigsten Stadtteile von Panamá Stadt auf einem vermüllten Parkplatz wohl kaum angehalten. Um 9:00 Uhr müssen wir da sein. Bereits jetzt brennt die Sonne erbarmungslos auf uns herab und der Müll verströmt ein nicht gerade angenehmes Aroma. Um 10:00 Uhr kommt dann der Polizeibeamte. Kopien von Fahrzeugschein, temporärer Einfuhrerlaubnis, Kfz-Versicherung, Führerschein und Personalausweis werden eingesammelt, ein kurzer Blick auf die Fahrgestellnummer und schon dürfen wir wieder fahren. Um 14:30 Uhr geht es dann im Büro auf der anderen Strassenseite weiter. Nochmal Kopien abgeben, Zettel ausfüllen und warten und warten und warten. Schliesslich haben wir sie dann in den Händen und wir dürfen tatsächlich unseren Toyo ausser Landes bringen.

 

Eigentlich haben wir immer mit Schrecken daran gedacht, dass wir für die Verschiffung im Container die Kiste auf dem Dach abbauen müssen und alles im Auto verstauen. Zum Glück kostet aber ein High Cube Container genau so viel wie ein Normaler und da passen wir nach zigmal nachmessen auch tatsächlich rein. Supi!

 

Am Mittwoch ist es dann soweit. Wir fahren alle zusammen die gut 100 Kilometer zur Hafenstadt Colón am Atlantik. Hier treffen wir uns mit Boris, unserem Agenten. Denn ohne Agent kommt man hier im Hafen nicht weit. Ich denke die Mitarbeiter wollen nicht ständig Leute rumlaufen haben, die keine Ahnung vom Ablauf haben. Also geben wir Boris wieder Kopien (diesmal in sechsfacher Ausführung und da wir nicht alle zusammen haben, machen wir uns mal wieder auf die Suche nach einem Kopierer), dackeln ihm brav hinterher zum Zoll und dann zum Containerhafen.

 

Es ist mittags, kein Schatten weit und breit, die Sonne brennt erbahrmungslos bei an die 40 Grad auf uns herunter, und wir warten mal wieder, diesmal darauf, unsere Autos in die bereitstehenden Container zu fahren. Dann ist es plötzlich soweit, die Türen werden verblommt und wir stehen ohne unseren Toyo da. Schon ein komisches Gefühl.

 

Mit Stefan fahren wir zusammen im Taxi zum Bahnhof und ein paar Stunden später geht es durch dichten Regenwald und einem gelegentlichen Blick auf den Panamákanal zurück nach Panamá Stadt. Und dann mit dem Taxi ins Hostel Mamallena. So zumindest der Plan. Denn der erste Taxifahrer verlangt 25 Dollar (Wucher!) und das zweite Taxi, naja, das schafft gerade mal zwei Kilometer, dann bleibt der Wagen auf der vier spurigen Hauptstrasse einfach liegen. Vollbepackt mit so ziemlich allen wertvollen Dingen, die wir besitzen, stehen wir also im Dunkeln an der Strasse und suchen uns ein anderes Taxi. Fast eine halbe Stunde dauert es, bis wir im zähfliessenden Berufsverkehr, ein freies erwischen. Nachdem der Fahrer dann auch noch zwei Mal telefonisch und drei Mal am Strassenrand nach dem Weg fragen muss, kommen wir schliesslich wohlbehalten und für gerade mal 3 Dollar im Hostel an.

 

Einen Tag haben wir noch, bis wir selber an Bord eines Schiffes gehen werden, um nach Südamerika zu gelangen. Den nutzen wir um Casco Viejo, den historischen Stadtteil von Panamá Stadt, zu besuchen. Aufgebaut und besiedelt wurde er 1673, nachdem die ursprüngliche Panamá Stadt zwei Jahre zuvor bei einem Piratenangriff niederbrannte. Jetzt ist Casco Viejo eine spannende Mischung aus Ruinen, Baustellen und wunderschön restaurierten Gebäuden.

 

In aller Herrgottsfrühe werden wir am nächsten Tag abgeholt und fühlen uns wie auf einer Achterbahn, als unser Fahrer die sich über unzählige Hügel schlängelnde Straße entlang prescht, bis wir Carti am Karibischen Meer erreichen. Unzählige Backpacker und Urlauber stehen sich die Füße in den Bauch und warten hier, um die Osterfeiertage auf einer der Inseln im Archipiélago de San Blas, das von seinen Einwohnern Kuna Yala genannt wird, zu verbringen. Aber auf uns wartet schon ein kleines Bötchen, um uns an Bord der Stahlratte zu bringen, wo uns Captain Ludwig, alias Lulu, lachend begrüßt.

 

1903 wurde die Stahlratte als Fischerboot in Holland gebaut. Mittlerweile ist der Stahlrumpf um drei Meter verlängert worden. Zusätzlich zu den Segeln gibt es einen 280 PS starken Motor und im Inneren entspricht wohl nichts mehr einem Fischkutter. Gehören tut die alte Dame einem deutschen Verein, dessen Hauptziel der Erhalt der Stahlratte und der Fortbestand der abenteuerlichen Idee einer Weltumsegelung ist.

 

Nach einem himmlisch leckeren Frühstück, stechen wir zusammen mit 25 super lieben und netten Leuten in See. Vorbei an kleineren und grösseren Inseln, einige von Kuna Indianern bewohnt, andere kaum groß genug für eine Palme, schippern wir die Küste entlang und landen schließlich im Paradies. Geschützt zwischen drei unbewohnten Inseln, keine mehr als 100 Meter im Durchmesser, Palmenhaine gesäumt von weißem Sandstrand, umgeben von glasklarem, türkies-blauem Meer und geschützt durch ein lebendiges Korallenriff.

 

Wir schwimmen, schnorcheln und die Mutigen schwingen sich mit der Tarzanschaukel ins Wasser, wir sonnen uns oder lesen in der Hängematte. Abends gibt es ein super leckeres BBQ am Strand und wir genießen die Zeit. Zwischendurch kommen Kuna Indianer von den benachbarten Inseln vorbei, um uns mit frischem Obst, Gemuese, Brot und Schmuck zu versorgen. Und nachts schwimmt ein Schwarm leuchtend fluoriszierender Quallen an uns vorbei.

 

Manchmal können wir es selbst kaum glauben, was wir in Nord- und Mittelamerika alles erleben durften und die Zeit auf der Stahlratte gehört auf jeden Fall zu den Highlights.

 

Am dritten Tag werden wir vom dumpfen, schwerfälligen Stampfen der Motoren geweckt. Der Anker wird gelichtet und wir nehmen Kurs auf Cartagena, Kolumbien. Die See ist alles andere als ruhig, als wir mit 7 bis 8 Knoten in Fahrt kommen. Drei bis fünf Meter hohe Wellen türmen sich vor uns auf und lassen die Stahlratte von einer auf die andere Seite schwanken. Laufen und essen wird zur Herausvorderung und Lukas ist der einzige Gast an Bord, der noch dazu in der Lage ist beim Segelsetzen zu helfen. 30 Stunden dauert die Überfahrt, bis die See wieder ruhiger wird und endlich Land in Sicht kommt.

 

Südamerika wir kommen!